Rainer Kirsch, geboren am 17. 7. 1934 in Döbeln/Sachsen. Studium der Geschichte und Philosophie in Halle und Jena. 1957 Relegation, Arbeit in Druckerei, Chemiewerk und LPG. 1958–1968 verheiratet mit Sarah Kirsch. 1960–1963 freischaffend. 1963–1965 Studium am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ in Leipzig, Verweigerung des Abschlussdiploms. 1973 Ausschluss aus der SED. Kirsch war Mitglied im PEN-Zentrum der DDR (ab 1975), der Akademie der Künste der DDR (ab 1990) und der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg (ab 1993). Am 3. März 1990 wurde er zum Vorsitzenden des Schriftstellerverbandes der DDR gewählt, der sich Ende 1990 aufgelöst hat. Kirsch lebte in Berlin-Marzahn, er starb am 4. 9. 2015 in Berlin.
* 17. Juli 1934
† 4. September 2015
von Manfred Behn (E und Andreas Oettel (E) Hans-Michael Bock (B) B)
Essay
Die Literaturgeschichtsschreibung der DDR unterlag in vielen ihrer Arbeiten den Schwankungen zwischen zwei die Realität gleichermaßen verbiegenden und Unwahrheiten produzierenden Extremen: dem ex-cathedra-Verdikt oder der ideologischen Retusche. Im Falle des Schriftstellers Rainer Kirsch begann es mit biografischen Unterschlagungen – die Scheidung des Poeten-Paares Sarah und Rainer Kirsch wurde keines Hinweises für würdig gehalten – und endete bei der Harmonisierung gravierender ideologischer Differenzen. Das Fehlen biografischer Genauigkeit mag noch mit dem Schutz der Intimsphäre des Autors legitimiert ...